Die Route fuehrte uns ueber Tököl, Ráckeve, Dömsöd, Dunavecse nach Dunaföldvar auf den Zeltplatz. Die Strecke bestach ab Ráckeve durch ihre landschaftliche Schoenheit - die von Weiden und Schilf gerahmte Ráckevei-Duna, in der die Sonne glitzerte, das idyllisch-verschlafene Dorf Dömsöd, der Dammweg, vorbei an Schafen und ihren Hirten. Nach bestimmt 100 km freuten wir uns nach diesen tollen Eindruecken auf eine warme Dusche und ein Glas Wein in der benachbarten Kneipe. Und hier sei gesagt, dass ein Tag auf dem Fahrrad ohne anschliessende Dusche uns fast unmoeglich erscheint und bei solch einer Tour unbedingt dazugehoeren muss, um sich abends auch noch im Zelt riechen zu koennen. Man denke nur an Michas Stinkefuesse! :-)

Am folgenden Tag besichtigten wir die schnuckelige Burganlage Dunaföldvars und traten dann wieder in die Pedalen, mit dem Ziel, Baja zu erreichen. In Bölcske machten wir einen spontanen Abstecher zu den roemischen Ausgrabungen des Ortes. Und hier konnte ich die vergangenen Strapazen der Roemer gut nachvollziehen. Wir schleppten unsere voll beladenen Karren Schritt fuer Schritt den steilen Huckelweg vorbei an Bestien (riesige, bellende Hofhunde, die zum Glueck gut verschlossen waren) hoch zur Anlage (um die Steine abzuladen).

Nach staunenden Blicken ueber Felder und Waelder setzten wir energiegeladen unseren Weg fort. In Paks entschlossen wir spontan, Baja ueber den Nationalpark yu erreichen. Dafuer nahmen wir 10 km die bloede Hauptstrasse 6 in Kauf, auf der uns die stinkenden Autos ihre Abgase ins Gesicht pusteten und von der linken Seite her das erste ungarische Atomkraftwerk winkte/strahlte. Ab Fadd wurde es wieder schoen, wo ich bei einer Pause einen Kaffee genoss und Micha sich von zwei Jungen ungarische Bloedeleien beibringen liess. Zurueck an der Donau ging es einen herrlichen Dammweg entlang, vorbei an einem Schaefer mit seiner Herde (die auf Befehle hoerte!) ab in den Nationalpark „Duna-Drava Nemzeti Park“. Mein Wunsch war es, endlich auch mal Rehe und Wildschweine zu sehen und Micha wollte ein Foto von seinen Puszta–Pferden im schoenen Licht machen. Die Wuensche gingen in Erfuellung! Zuerst kreuzte in langen Spruengen ein Reh unseren Weg, dann passierten wir zwei grasende Pferde im bezaubernden Licht ... Vorboten vom Kommenden, denn mitten im Wald angekommen, war es Abendbrotszeit fuer die Waldbewohner. Laeufer tummelten sich im Gras, Frischlinge hopsten ueber unseren Weg (die Bache machte sich mit den Kleinen in unserer unmittelbaren Gegenwart aus dem Staub), ein kraeftiger Keiler in der Naehe einer grossen Eiche, eine kleine Rehherde, laut schimpfende Fasane, ein Hase, Greifvoegel, Spechte und eine nach Mausen umherstreifende Hauskatze. Beim Hineinlauschen in den Wald hoerte man ueberall ein Rascheln, Schnaufen, Knacken und, das war Wahnsinn, ein Roehren vom Hirsch, welcher ganz nah schien! Dieses Fleckchen Natur war unglaublich fuer uns! Voller geheimnisvollem Waldzauber im Herzen radelten wir in Baja hinein und wuenschten uns mit einer Pizza im Bauch eine gute Nacht. Herberge: Campingplatz auf der Insel "Petöfi Sziget".
Der naechste Tag begann sehr ruhig mit einem Fruehstueck an der Donau und Musik auf dem Cavaquinho. Die Begleitung gab die Rathausuhr, die stuendlich ihr Lied in Baja erklingen liess. Eine schoene Idee fanden wir. Nachdem Micha ausreichend Ruhe und Kraft getankt hatte (er brauchte sie an diesem Tag, wollte es jedoch nicht zugeben), stiegen wir auf unsere Raeder und wollten nur noch kurz einen Abstecher ins Internetcafe machen. Aus kurz wurde lang mit zwei Kaffees und Blick auf die Donau. Nun standen wir vor der Uhr, die uns schmunzelnd die Zahl 16 anzeigte und fragten uns, ob es sinnvoll ist, jetzt noch zu starten. Wir beschlossen: Ja, wenigstens die 30 km nach Újmohács. Jedoch fanden wir nicht den rechten Weg aus Baja hinaus und trafen stattdessen nach einigem Umherirren und Fragen Miklós vor seinem kleinen Haus, welches Katzen, Hund, Pferde, Schafe und Fische beherbergte. Der Weg war nun richtig, die Uhr zeigte bestimmt schon 16.30 Uhr an und Miklós lud uns ein, die Nacht bei ihm zu verbringen. Wir sagten zu und haben an diesem Tag ganze 4 km geschafft. Micha spuelte den Trotz darueber mit einem Bad im Donauwasser weg und ich mit einer traditionellen Fischsuppe und Wein.

Abends sprachen wir ueber Interessen, Wuensche und teilten vergangene Momente, fotografisch festgehalten. Vielen Dank, Miklós, fuer diesen schoenen Abend und deine Gastfreundschaft!