SERBIEN - das sind fuer uns Karl und Zdenka, Lilo, Ljilja, Nenja, Anja und Tasa mit ihren Kindern, Boris, Miki vom Hostel Sova, Biljana und ihr Milos, Ignat, Ana. „Erzaehlt den Deutschen, dass die Serben schoene und gute Menschen sind“, legte uns Lilo an Herz. Und das wollen wir tun, denn wir geben ihm Recht! Beginnen wir von vorn:
Nachdem wir die Grenze beim ungarischen Ort Hercegszántó passierten, fuehrte unser Weg vorbei an Bački Breg, Sombor, mit dem Ziel, nach Apatin zu gelangen oder auch weiter. Dabei standen wir zwei Mal vor der Entscheidung, entweder den kuerzeren Weg entlang der Hauptstrasse zu nehmen oder den Weg, den uns unser bikeline-Fuehrer vorgab und der um einiges laenger war. Nach Sombor entschieden wir uns fuer die kuerzere, stark befahrene Strasse. Von dort nach Apatin jedoch fuer den Weg ueber das dorf Kupusina entlang der Donau. Denn sind wir nicht mit dem Fahrrad unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen? Und so kam es zu einer wunderschoenen Begegnung in Kupusina. Wir fragten nach den Weg und bekamen Rakija, Jelen Pivo (Hirsch-Bier aus der Apatiner Brauerei) und ein schmackhaftes Essen in wunderbarer Gesellschaft.

Unser Gastgeber war Lilo, der das Leben und die Liebe (drei Frauen :) geniesst. Diese Auffassung teilten auch die anderen lieben Menschen in der Runde, so Zdenka und Karl (die ihre Liebe jedoch nur miteinander teilen) Die beiden sind im damaligen Apatin (Abthausen, bis 1944 die größte deutsche Gemeinde in Jugoslawien) geboren, wanderten nach Pforzheim aus und ihr Wunsch ist es, die Altersruhe in der Heimat zu erleben. Mit den beiden trafen wir ein Stueck Geschichte - die der Donauschwaben.
Vor Einbruch der Dunkelheit besorgte uns Lilo ein Zimmer im Merry-Land, was nicht bedeutet, dass man es verheiratet wieder verlaesst :) Auch an diesem Ort durften wir in eine interessante Lebensgeschichte hineinschnuppern: das aeltere Paar Jozef und Verena begannen hier ihre Liebe in einem kleinen Haeuschen, gingen aus uns unbekannten Gruenden nach Sydney und stecken nun ihre Kraft und Leidenschaft ins serbische Merry-Land mitten im Vogelschutzgebiet nahe Kupusina. An dem nun etwas groeßeren Haeuschen haengt eine Art Grabstein mit dem Heiratsjahr 1977, zwei eingemeißelten Portraits und darunter das jeweilige Geburtsdatum. Eine Luecke blieb bisher - das Sterbedatum.
Ausgeschlafen pirschten wir uns am naechsten Morgen an die serbische Vogelwelt heran, um mehr oder weniger erfolgreich den Buntspecht, die Schwaene, Reiher oder Komorane vor die Linse zu bekommen. Mit ein paar Schnappschuessen im Gepaeck ging es nach Apatin zum Fruehstuecken. Gestaerkt registrierten wir dabei skeptisch eine dunkle Wolkenwand, die sich zunehmend ueber uns zusammenzog.
Nach langem Ueberlegen und Erfragen des rechten Weges entschieden wir uns fuer die Zugfahrt nach Novi Sad. Auf dem Weg zum Bahnhof stoppte uns jedoch ein Pfiff - Lilo rief uns aus einer Kneipe winkend heran. Wir stiessen natuerlich mit Rakjia auf das Wiedersehen an und vertrauten schliesslich seiner positiven Wetterdiagnose fuer den Tag. Nun ging es also doch mit dem Fahrrad weiter und wir durchquerten das NSG Obere Donau. Ihre urwuechsige Landschaft praesentierte sich beiderseits unseres Dammweges und liess uns oft erfuerchtig innehalten. ein herrlich-witziges Bild ergab sich, als sich rechterhand eine Bache mit ihren Frischlingen und linkerhand vom Damm die domestizierte Variante in Form einer wild umherflitzenden Ferkelgruppe zeigte. So sehr ich hier lachte, so aufgeregt war ich, als ich meines Erachtens einen Wolf identifizierte. Fuer ein Untersuchungsfoto war er zu schnell verschwunden und daher bleibe ich einfach in dem Glauben, einen Isegrim in freier Wildbahn gesehen zu haben und freue mich darueber.
Nach einigen Kilometern holte uns die dunkle Wolkenwand nun doch ein und wir brachten uns in letzter Sekunde in Fischerhuetten in Sicherheit. Und mit dem Regen, es war unglaublich, kam der Herbst!

Schlagartig war es kalt und die Sommersachen wichen der waermenden Kleidung. Kaelte und Wind trieben uns in Bogojevo zum Bahnhof, wo uns der Zug auflud und nach langer Fahrt in Novi Sad ausspuckte. Und hier empfing uns Boris laechelnd.