Serbien - Radler mit Honig gesüßt
Der naechste Tag begann sehr verregnet und verzoegerte unsere Abreise auf 14 Uhr. Fuer Verzoegerungen sorgten auch die holprigen Dammwege, die uns nach Stara Palanka zur Faehre fuehrten. Und hier muss mal gesagt werden, dass der Begriff „Fahrradweg“ gaenzlich ein falscher ist. Passend waeren Bezeichnungen wie „Schafweg“ oder „Ziegenweg“, denn jegliches mit Raedern ausgestattete Mobil wuerde den Rueckzug antreten (außer Panzer). Die Ueberfahrt mit der Faehre war jedoch herrlich und ab Ram ging es ueber Luxusstrassen durch sehr huebsche Ortschaften entlang der Donau nach Srebrno Jezero, wo wir uns ein luxurioeses Zimmer nahmen und bei serbischer Musik im Fernsehen ins kuschlige Bett fielen.
Am naechsten Tag durchradelten wir die Pracht des Nationalparks Đerdap, die größte Flussklippenlandschaft Europas. Felsenhaenge, waldbewachsene Berge und schliesslich die Festung Golubac faszinierten uns sehr.
Mit staunenden Augen gelangten wir zu einem Campingplatz, der natuerlich geschlossen war. Egal, es war erst 16 Uhr und wir nahmen den Stop als Anlass, eine Essenspause einzulegen. Micha kam ins Gespraech mit dem dortigen Imker Ignat (74 Jahre) und wir nahmen die Mahlzeit bei Tee, gesuesst mit Honig gemeinsam ein. Es stellte sich heraus, dass Ignat ein Bienenexperte ist, der fuer seine Innovationen bereits Preise erhalten hat. Daneben zaubert er aus Kraeutern schmackhafte Getraenke mit belebender Wirkung. Dies demonstrierte er uns mit Kniebeuge und einer 1A-Standwaage. Seitdem wir bei Ignat waren koennen Micha und ich auch locker 200 km am Tag fahren :) Vor lauter Essen, Trinken und Reden vergassen wir die Zeit, es wurde dunkel und wir durften im Wohnwagen uebernachten (wieder einmal).
Ignat ist ein witzig-charmanter Mann, dessen Bekanntschaft wir nicht missen moechten. Mit einem Laecheln im Herzen setzten wir unseren weg am naechsten Morgen fort. Die Landschaft blieb so schoen wie am Tag zuvor und da der Weg nun oefter auch nach oben ging, konnten wir sie auch aus der Vogelperspektive erleben. Genial waren die Abfahrten! Wie in einer Wasserrutsche sausten wir hinab, unter uns die sich dahinschlaengelnde Donau, der Wind pfiff um die Ohren, nur plumpsten wir nicht ins Wasser, sondern verlangsamten unsere Geschwindigkeit entlang des Ufers und blieben trocken.
In Donji Milanovac schaffte es erstmals ein serbischer Hund, eine Packung Wuerste von uns zu erbetteln. Dieser Freelancer hatte mit seinem Hundeblick den Dreh raus. Wuerde unser Weg wieder nach Deutschland fuehren, waere es ein Kandidat fuers Reisegepaeck gewesen.
Allgemein laesst sich sagen, dass die serbischen Streuner wirklich huebsche Mischungen sind, meist entspannt, manchmal auch giftig.
Schliesslich passierten wir die engste Stelle der Donau, die so einigen Seemaennern vor dem Bau des „Eisentores“ das Leben kostete. Unser Weg fuehrte ueber Tekija, wo wir eine Nacht blieben, Kladovo nach Negotin, wo wir uns von Serbien verabschiedeten.