GORKAN(A)
... vor nicht allzu langer Zeit ein kleines Dorf, aufgesucht von Pilgern, um den Prana Lingam zu ehren. Mit den Jahren kamen die bleichgesichtigen Auslaender hinzu, eher auf der Suche nach paradiesischer Abgeschiedenheit. Angebetet wird die Sonne statt der Goetter. Neben ein paar wenigen Pauschaltouristen oder vielen Travellern auf der Durchreise ist besonders der Kudli-Beach das Zuhause von Aussteigern geworden. Demnach verwundert es nicht, wenn "Opis" braungebrannt mit langen weissen Baerten ihr Leben im Strandcafe geniessen. Auch wir fanden am Kudli-Beach ein sonniges Zimmer und unser Lieblingsrestaurant "Namaste Rock". Das sich stets in Bewegung befindende Meer und die Hitze luden uns ein, viel Zeit am Strand zu verbringen (Kudli- sowie Om-Beach): uns von den brechenden Wellen tragen zu lassen, das indische Lektueremuss "Shantaram" zu lesen (in Englisch, was die Geschichte extrem verlangsamt), in anderen die Freude am Capoeiraspiel zu wecken, die gekaufte Indienkleidung zu naehen (teils miserable Qualitaet), in der Hoffung, sie haelt wieder eine Woche laenger, zu schlummern, dieselben Ketten von sich stets veraendernden Strandverkaeufern anzuschauen, zu plaudern, Musik zu machen.
Drei Mal machten wir einen Ausflug nach Gorkana, um u.a. die heilige Luft einzuatmen und das heilige Wasser zu kosten. Dieses Vorhaben hatten auch andere, was den Pilgerort teils mehr zum Touristenort machte.
Trotzdessen wir die Straende suedlich Gorkanas, weitesgehend von Abgeschiedenheit und Idylle gekennzeichnet, genossen, waren wir von einigen Bewohnern unangenehm beruehrt. So wie Pauschaltouristen oft ein Klischee bedienen, so tut es auch manch alternativ Reisender. Bei einigen heisst es demnach "Shanthi shanthi" mit LSD, Marijuana und Techno. Mit einem gefrorenen Grinsen bewegt man sich abends auf tiefenpsychologischen Trips und glaubt, die Welt und ihr Uebel zu verstehen. Untergangstheorien ueber Stromausfaelle und ein sehnsuchtsvolles Zurueckblicken auf einen Strand, der vor nicht all zu langer Zeit touristisch unberuehrt war (man ist ja selbst keiner), bilden philosophische Themen. Einige Aussteiger finanzieren sich dieses Leben u.a. mit selbstgemachten Schmuck aus Naturmaterialien, der von wahrlich genial-kunstvoll bis schlecht reicht. Ansonsten jongliert man, versucht Hula Hoop oder den Umgang mit Pois, macht Yoga oder Musik ... manch einer wuerde sagen: all der Hippi-Kram. Insgesamt frage ich mich, was die Inder ueber den westlichen Trubel und manch Exzesse an ihrem Strand denken.