Das Fuerstenstaedtchen MYSORE
Genau eine Woche spaeter (12.12.2011) machten wir uns auf nach Mysore - circa 700 km mit dem Zug in 18 Stunden (incl. Verspaetung und Wartezeit beim Zugwechsel). Muede klapperten wir in den Morgenstunden einige Hotels ab, bis wir ein Zimmer in der Agrawall Lodge (Dhanvantri Road) fanden, das wir sehr mochten... so sehr, dass wir glatt sieben Naechte blieben. Die Naechte verliefen alle aehnlich: erschoepft stolperten wir gegen 21 Uhr ins Nest, befreiten uns von Staub und Schweiss, stiegen ins Bett, von wo aus ein Actionfilm in Englisch zu sehen war. Der "Luxusgegenstand" Fernseher, auf den wir bisher in Indien verzichteten, bescherte uns Rambo, Terminator und irgendwelche Kungfu-Movies, Filme, di eich in Deutschland nicht schauen wuerde. In unseren Traeumen begannen dann die individuellen Abenteuer, die jeder zu bestehen hatte. Meine finden manchmal noch in der Schule statt und ich bin froh, die Realitaet Indien am naechsten Morgen vorzufinden. Und diese begann gegen 10 Uhr mit einem absolut scharfen indischen Fruehstueck. Trotz der Versprechungen "No spiecy" haette ich nach jedem Bissen bei einer Feuershow die Hauptattraktion sein koennen. Mit Kokusnusswasser loechsten wir das Feuer im Bauch und begaben uns auf Sightseeing- und Gifttour. Am ersten Tag fuehrte uns ein Inder namens Ivaze zu Orten, wo Marktverkaeufer ihre Fruechte anboten,Maenner Zigaretten (biedis) herstellten und Frauen Raeucherstaebchen drehten.
Auf dem Weg passierten wir die Kathedrale St. Philomena, eine Moschee und etliche geschaeftige Laeden. Wie kamen wir jedoch zu Ivaze? Ivaze kam eher zu uns. Als netten, unaufdringlichen und zuvorkommenden jungen Mann lernten wir ihn kennen und schenktem ihm unser Vertrauen. Drei Tage spaeter erfuhren wir, dass er daran verdient, Touristen zu den genannten Orten zu bringen, in der Hoffnung, sie tauschen viel Geld gegen Ware. Auch wenn wir anfangs etwas enttaeuscht darueber waren, nahmen wir ihn als geschaeftstuechtigen Freund an (jedoch mit Vorsicht), der ja auch nur seinem "Job" nachgeht.
Am zweiten Tag bestaunten wir die detailgenauen Reliefbaender des Keshvara-Tempels in Somnathpur. Elefanten, Reiter, Blueten oder Daemonen zierten mehrere Tuerme, die mir ihrem sternenfoermigen Grundriss aussergewoehnlich sind. Fuer "Fremde" kostet der Eintritt uebrigens 100 RS, fuer Inder 5 RS. Diese Exklusivtickets gab es auch im Mysorer Zoo und dem Stadtpalast. Und dabei sieht der Micha mit seinem schwarzenHaaren und dem Schnauzer doch schon wahrlich wie ein Inder aus. Aber immerhin gab es im Stadtpalast einen Audioguide inclusive, der uns durch die praechtigen Gaenge und Saele fuehrte. Besonders beeindruckend fanden wir jedoch die samstaegliche Lichtshow, die mit einer Gluehbirnengrafik endete.
An einem weiteren Sonnentag pilgerten wir mit dem Bus zum Chamundi Hill, wo wir barfuss durch den 37 m hohen Tempel tapsten, Micha sich die heilige Flamme symbolisch ueber den Kopf goss, einen Schluck Wasser zum Loeschen trank und den Akt mit einem roten Punkt auf der Stirn fuer alle sichtbar machte. Danach schlenderten wir uns 1000 Stufen bergabwaerts nach Mysore, vorbei an kleinen Heiligtuemern, einem stattlichen Nandi-Bullen, einer Schulklasse mit ihren Lehrern, die uns zum Reisgericht einluden (Papierteller und co. landeten indientypisch im Gebuesch, ausgenommen unserer natuerlich), und tanzender Lehramts-Studenten. Gluecklicherweise kamen darum herum, unsere deutschen Tanzbeine zu schwingen.
In dem 17 km von Mysore entfernten Brindavan Gardens entdeckten wir schliesslich etwas so Vertrautes und in Indien bisher kaum Gesehenes: Rasen... und zwar eine Menge! Aber nicht nur wir platzierten genuesslich unsere Haende und Hintern darauf. Viele Inder lagen, sprangen, purzelten auf diesem weichen, herrlich duftenden Gruen, umgeben von vielen Springbrunnen.
Und schliesslich verbrachten wir zwei Tage damit, unser Paket zu packen, mit indischen Geschenken vom Devaraje-Markt oder aus Arts- and Crafts-Laeden, die hoffentlich ihren Weg nach Deutschland finden.