Neues aus Chennai
06/02/2012 (Mo) bis 13/02/2012 (Mo)

"Auch die groessten Meister in positivem Denken werden Probleme haben, in Chennai etwas zu finden, das wirklich zum Schwaermen Anlass gibt", so heisst es im ersten Satz ueberChennai im Reisefuehrer lonely planet. Und siehe da, es haben sich zwei Meister gefunden, die recht ueberrascht ueber das negativ ausfallende Urteil der Autoren waren. Chennai ist eine moderne wie indische Stadt.
Modern laesst sich schnell dahersagen - Was meint es? Wir sahen erstmals Hochhaeuser, verglaste Geschaeftsgebaeude, oberluxurioese Kinos, in denen aufwaendig gedrehte Filme laufen (z.B. die Komoedie Nanban, in der drei Studenten im Strudel des Lebens ihre Liebe und ihren Humor bewahren), architektonisch beeindruckende Regierungssitze oder das Gerichtsgbaeude, breite Strassen, schicke Shoppingcenter, abstrakte Denkmaeler, europaeische Restaurant und Cafes ... und... jetzt reicht es.
Das Tolle ist jedoch, dass neben dieser Aufzaehlung, die auf jede deutsche Stadt zutreffen koennte, noch das Indische gibt: Enge Gassen, Teebuden, typisch indische Wohnhaeuser, Rikshas, die sich gern den Verkehrsregeln widersetzen, sich den Weg bahnende Busfahrer, Kokosverkaeufer, Tempel in jeder Ecke, indische Garkuechen, Schneiderreihen wie Waeschereien an der Strasse. Waehrend Micha viel Zeit in die Rettung seiner auf der SDHDC-Karte (Kamera-Speicherkarte) befindenden Daten stecken musste, konnte ich die Solvey in ihrer Maedelswohngemeinschaft besuchen oder mit ihr durch die Stadt ziehen.
Ja, wie ihr bestimmt schon mitbekommen habt, fallen die Fotos zu den Berichten ab Madurai etwas rar aus. Dies verdanken wir einem Internetcafe, in dem ein Computer Michas Speicherkarte vermurkste. In Chennai liess sich zwar das Meiste retten, jedoch scheuen wir uns davor, die Speicherkarte einem neuen PC anzubieten.
Zurueck zu Solvey und den Maedels: Um einen Einblick in die Arbeit der Freiwilligen zu bekommen (Volunteer vom Programm weltwaerts), begeleiteten wir Lissi in den Boys-Shelter (Unterkunft fuer Jungen ohne (mehr oder weniger) Eltern), was ein Highlight fuer Micha wie die Jungen dort darstellte. Ohne sprachliche Basis fand eine gegenseitige Verstaendigung durch Symphatie und Capoeira statt. Alle waren nach zwei Stunden Sport knuelle wie begeistert, inclusive Solvey, Lissi und mir.
Diesen und andere gemeinsamen Momente habe ich so sehr genossen, sodass der Abschied mich traurig stimmte und das Heimwehgefuehl mal wieder staerker an die Tuer pochte.
Eine Story muss abschliessend jedoch noch erzaehlt werden.
Da wo die Inder gern ein Bier trinken, tun es die Deutschen ebenfalls. Der Unterschied: In Indien spricht man nicht oeffentlich darueber, geschweige denn, dass man ein Bierchen vor allen trinkt... und schon gar nicht Frau! Das wollten wir ja auch nicht, sondern still und heimlich auf derDachterrasse. Nun musste nur noch das Gebraeu her. Also machten Solvey und ich uns auf zum "Bottle Shop" (selten und nur mit staatlicher Lizenzgenehmigung erlaubt) auf den Weg. Als wir uns einer Ansammlung von Maennern naeherten, wusste ich, wir sind da. Der Blick die Treppe hinab in die Alkohol-Hoehle versprach noch einige mehr. Waere Solveys Selbstbewusstsein nicht gewesen (oder ihre Routine :-), waere ich schnurstracks vorbeimarschiert und haette den Bierkauf als Misserfolg abgetan. Hochrot um die Nase ging es jedoch hinein - zwei Frauen, zudem noch hellhaeutig. Es folgten Blicke, Pfiffe, wir sackten schnell die Bierchen ein, Blicke, Pfiffe, hinaus und geschafft. Ab nach Hause.